Am vergangenen Donnerstag veröffentlichte die slowakische Tageszeitung „Dennik N“ einen langen Bericht über die Entführung von Trịnh Xuân Thanh und seine Ausreise aus dem Schengen-Raum sowie der Europäischen Union. Darin wurden einige neue Details über den Abreisetag veröffentlicht.
Vor über einem Jahr, am 26.07.2017, wollte die vietnamesische Delegation von Bratislava nach Moskau fliegen. Mit an Bord der slowakischen Regierungsmaschine ist Trịnh Xuân Thanh, die Person, die aus Berlin entführt wurde.
Die slowakische Grenzpolizei hat am Flughafen von Bratislava sechs Diplomatenpässe und sechs normale Reisepässe aus Vietnam kontrolliert und dabei einen ohne das erforderliche Schengen-Visum entdeckt. Dieser Reisepass soll als letztes vorgezeigt worden sein und trägt den Namen von Lưu Trung Việt, geboren am 02.09.1968. Wohl möglich wurde Trịnh Xuân Thanh mit genau diesem Reisepass nach Vietnam gebracht. Obwohl dieser Reisepass kein Visum hatte, konnte der Halter dieses Reisepasses ausreisen, dank einer Ausnahmegenehmigung durch das slowakische Innenministerium. Bisher konnte sich das Innenministerium nicht zu diesem Fall äußern.
Alle anderen Reisepässe waren in Ordnung und konnten ohne Probleme den Flug antreten.
Das letzte Trio, das an Bord der slowakischen Regierungsmaschine ging, waren laut Angaben der Polizei, zwei Vietnamesen, die eine andere vietnamesische Person an Bord getragen haben. Der Verdacht liegt nahe, dass genau diese Person Trịnh Xuân Thanh gewesen sein kann.
Inzwischen liegen den ermittelnden Behörden Zeugenaussagen von drei slowakischen Polizisten vor, die den Vorfall bestätigen können. So soll er wie „betrunken“ gewirkt, mehrere Wunden aufgewiesen haben und zudem von mehreren Personen als „Trịnh Xuân Thanh“ angesprochen worden sein.
Dennoch sind die Ermittlungen durch die Slowakei verhältnismäßig spät angelaufen. Deutschland ermittelte bereits ab Juli 2017, also unmittelbar nach der Entführung. Da hatten die deutschen Behörden bereits juristische Beihilfe von der slowakischen Seite angefordert, jedoch hat die slowakische Polizei vorerst keine Ermittlungen eingeleitet. Erst über ein Jahr später, inzwischen gab es einen Regierungswechsel, begannen die slowakischen Behörden mit den Ermittlungen. Davor stritt die Slowakei, vor allem das Innenministerium, Unregelmäßigkeiten beim Besuch der vietnamesischen Delegation unter der Führung von Tô Lâm ab. Der ehemalige Innenminister Robert Kalinak antwortete bisher auch nicht auf Anfragen durch die Presse und auch seine sozialdemokratische Partei Smer blieb bisher still.
Hiếu Bá Linh – VD-News